Cloud-Services für die Öffentliche Verwaltung

Anwendungsfälle

Cloud Computing ist eines der aktuellen Schlagworte der IT. Daten im Web abzulegen oder Applikationen zentral zu hosten und zu verteilen, wird ein Muss auch in der öffentlichen Verwaltung. Allerdings gilt es hier der besonderen Sensibilität hoheitlicher und personenbezogener Daten Rechnung zu tragen.

Die Schlüsselthemen von Cloud Computing für die öffentliche Verwaltung sind Vertrauen, sichere Identitäten, Interoperabilität sowie sichere Dienste auf Basis des elektronischen Safes für Daten und Dokumente. Hier liegen wichtige Forschungsschwerpunkte von Fraunhofer FOKUS als Mitgliedsinstitut der Fraunhofer-Allianz Cloud Computing.
Besonders wird auf das Thema Interoperabilität Wert gelegt. Interoperabilität zwischen Cloud-Anbietern impliziert Dateninteroperabilität, Schnittstellen-interoperabilität, Anwendungsinteroperabilität, Transaktionssicherheit und Sicherheit im Allgemeinen.

Abhängig von den jeweiligen Infrastrukturen, kann Cloud Computing für die öffentliche Verwaltung verschiedene Ausprägungen haben: Virtualisierung von Rechenzentren, Aufbau von Shared Service Centern bis hin zur Einführung von Einzelapplikationen in der Cloud, wie z.B. einem Dokumentensafe.

Cloud Mehrwerte

Die „Wolke“ bietet zahlreiche Vorteile – auch für öffentliche Verwaltungen. Ganzheitliche Cloud-Ansätze gewährleisten Kosteneinsparungen, hohe Qualität und Sicherheit. Weitere Vorteile sind mehr Transparenz und Interaktion für Bürgerinnen und Bürgern.

Kostenvorteile und Qualität

Die öffentlichen Haushalte haben ihr Defizit während der Finanz- und Wirtschaftskrise massiv ausgebaut – mit negativen Auswirkungen auch auf die IT-Budgets. Das zwingt den öffentlichen Sektor, insbesondere die Kommunen, Wege zu finden, bei schrumpfenden Ressourcen mit wachsenden Aufgaben umgehen zu können. Eine große Aufgabe, denn Kommunen geben zwei Drittel ihrer Finanzen für den operativen Betrieb der IT aus. Eine mögliche Lösung liegt in der Stärkung von Kooperationsformen der Länder und Kommunen.

Mithilfe moderner Cloud-Lösungen können die Aufwände der öffentlichen Hand für IT-Infrastruktur und zugehörigem  Endbenutzersupport bedeutend verringert werden. Gegen Zahlung einer monatlichen Gebühr werden zum Beispiel – wenn nötig – IT-Services auf der Basis eines einfachen, nutzungsabhängigen Modells erbracht, wodurch keine Infrastruktur-Vorabaufwendungen mehr entstehen. Zusätzlich zu den Kosteneinsparungen lässt sich durch Cloud Computing auch die Qualität von IT-Leistungen steigern: Services und Applikationen können schnell und unkompliziert an veränderte Mengenanforderungen angepasst und durch neue Versionen ersetzt werden. Hochqualifizierte IT-Experten der Anbieter helfen, die von ihnen angebotenen Cloud-Services zu optimieren und stehen bei Problemen mit ihrer Fachkompetenz zur Verfügung.

Technologie ist die Basis für die Entwicklung von erfolgreichen
neuen Geschäftsmodellen weltweit

Cloud Computing stellt ein flexibles Angebot bereit, mit dem Kunden ohne großes Investment in eigene IT-Ressourcen Geschäftsmodelle umsetzen können. Weltweit haben Unternehmen auf dieser Basis neue Geschäftsmodelle entwickelt. Sie basieren auf Konzepten wie Zahlung nach Verbrauch (Pay as you go), Mandantenfähigkeit, Single-Point of Contact für IT-Beschaffung (im Sinne eines Marktplatzes) und nachfrageorientierter Bereitstellung von Diensten und  Ressourcen. Prominente Cloud-Anbieter erweitern ständig ihr Angebot gemäß den Anforderungen der öffentlichen Verwaltungen. Sie bieten Server-Farmen, die ortsgebunden genutzt werden können, und die dabei die datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigen.

Cloud Computing ermöglicht auch kleineren Kommunen ein vollständiges Dienstleistungsangebot

Da die Erstellung und Bereitstellung einer Dienstleistung kostengünstig im Verbund erfolgt, kann auch eine kleine Kommune mit rückläufiger Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung ein vollständiges Dienstleistungsangebot bereit halten. Wird dieses Potential genutzt, könnte sich Cloud Computing als „Treiber“ für kostengünstiges eGovernment entwickeln. In diesem Szenario können öffentliche Verwaltungen Dienstleistungen direkt aus der Cloud beziehen und sich auf Kernaufgaben konzentrieren.

Sicherheit beim Cloud Computing

Der Aufbau einer „privaten Cloud” gewährleistet eine vollständige Kontrolle des Nutzers über seine Daten. Sie bietet lediglich dem Nutzer und autorisierten Dritten Zugriff. Aber auch „öffentliche“ Cloud-Lösungen können mit einer Vielzahl an Sicherheitsfunktionen
ausgestattet sein, die regelmäßig von unabhängiger Stelle geprüft und zertifiziert werden.

Multimandantenfähigkeit und Self Services

Für Mitarbeiter öffentlicher Einrichtungen ergeben sich ebenfalls Vorteile: Sie können Cloud-basierte Anwendungen über eine Vielzahl von Endgeräten nutzen und so einfach und in Echtzeit von verschiedenen Orten aus an gemeinsamen Projekten arbeiten. Hierfür werden Daten in einem zentralen Speicher abgelegt, die dann von mehreren Anwendern im Browser über eine Office-Anwendung bearbeitet werden können.

Eine hohe Servicequalität schafft Kundenzufriedenheit und wird damit für die Verwaltung immer wichtiger. Zeitgleich müssen Prozesse wegen des steigenden Kostendrucks verschlankt werden. Auch hier liefern SaaS-Systeme die entsprechenden Lösungen.
Bei den sogenannten Customer Self Services lassen sich Dienstleistungen
sehr einfach und mit niedrigen Prozesskosten via Web vornehmen. Ein Beispiel: Der Kunde trägt alle relevanten Daten über ein Portal ein. Die bestehenden Kundendaten und sonstige Parameter aus der Datenbank werden automatisch mit den Eingaben verbunden. Begleitende Dokumente werden fallspezifisch automatisch vom Portal angefordert und können auch direkt per Upload hinzugefügt werden. Eine weitgehende Vorverarbeitung gemäß eingestellter Regeln liefert einem Sachbearbeiter bereits eine gut strukturierte Akte – die manuelle Arbeit ist deutlich reduziert.
Mitarbeiter können Employee Self Services nutzen, um etwa den Urlaubsantrag, eine Adressänderung, eine neue Bankverbindung oder die Anmeldung zu Seminaren jederzeit von jedem Ort mit Internetzugang selbst vorzunehmen. Rückfragen und Informationen
lassen sich asynchron über das Portal abbilden.

Herausforderungen

Cloud-Services können vor allem durch einen preisgünstigen Betrieb, hohe Skalierbarkeit und hohe Verfügbarkeit überzeugen. Allerdings ist das fehlende Vertrauen in existierende Konzepte für Datenschutz und Datensicherheit derzeit das größte Hemmnis für eine schnelle Marktentwicklung.

Ein wesentlicher Gewinn wäre daher die Schaffung nachweislich vertrauenswürdiger Infrastrukturen zur Verarbeitung und Lagerung sensitiver Daten der Kunden. Hierfür wurden am Fraunhofer-Institut FOKUS im Rahmen des Projektes »Elektronischer Safe für Daten und Dokumente« Lösungsansätze konzipiert, die möglicherweise auf Cloud-Services zu übertragen sind. In Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt wird die Realisierung von elektronischen Safes mit Hilfe von Cloud konzeptionell erarbeitet. Mit einem umfassenden Sicherheitskonzept können Cloud-Anbieter die Marktchancen erhöhen.

In Zukunft wird zudem auch die Unterstützung von IT-Audits erforderlich werden: Rechtliche Rahmenbedingungen, die vorschreiben, dass kritische Daten das Land nicht verlassen dürfen oder dass für kritische Daten EU-Recht angewendet werden kann, bieten Cloud-Anbietern ebenfalls die Möglichkeit sich zu positionieren. Nicht zuletzt sollten auf Kundenwunsch auch Compliance-Anforderungen unterstützt werden.

»Die Cloud braucht Standards, Vertrauen und Leuchtturmprojekte.«
Prof. Dr. Radu Popescu-Zeletin, Institutsleiter Fraunhofer FOKUS

Leistungsangebot

In den »Interoperability Labs« des Fraunhofer FOKUS wird zusammen mit Industriepartnern an zukunftsweisenden Technologien für das moderne eGovernment in Deutschland und Europa gearbeitet. In einem vorwettbewerblichen Umfeld können unsere Partner im Labor komplexe Testszenarien entwickeln und ihre Lösungen mit denen anderer Anbieter vergleichen. Im Gegenzug informieren sich Vertreter des öffentlichen Sektors über neue Produkte, testen Lösungen und lassen sich durch unsere Experten beraten.

Mit dem Berliner Senat wurde ein City Data Cloud Konzept entwickelt, das öffentliche und kommerzielle Daten wie Geodaten, aktuelle Umweltdaten oder Auslastungsdaten städtischer Infrastrukturen integriert. Dies kann als Grundlage für weiterführende Angebote genutzt werden.

Das Fraunhofer FOKUS in Berlin befasst sich in seinem eGovernment Labor unter anderem mit der Fragestellung, wie Cloud Services gestaltet werden müssen, um den speziellen Belangen von Anbietern und Nutzern im Bereich der öffentlichen Verwaltung gerecht zu werden.

Studie Cloud Computing für die öffentliche Verwaltung